Geldreformgruppe Stuttgart

FAQ

Mit freundlicher Unterstützung von “Neues Geld” (www.neuesgeld.net)

1. Sie möchten den Zins verbieten?
2. Ist es nicht normal, dass wir für unser Gespartes auf dem Konto Zinsen bekommen?
3. Ich bezahle an der Kasse immer nur den Preis mit der Mehrwertsteuer, aber keine Zinsen.
4. Wenn Sie den Marktzins auf Null gesenkt haben, bräuchte ich also nur ¼ Miete zahlen?
5. Wie soll denn das funktionieren?
6. Dann behalte ich das Geld in bar, damit die Bank nicht rankommt.
7. Also zahlen dann alle Gebühren anstatt hohe Zinsen über Steuern und Konsum?
8. Wie hoch soll denn diese Gebühr, diese konstruktive Umlaufsicherung, sein?
9. Und dann können wir gar nicht mehr unser Geld für uns arbeiten lassen?
10. Ist denn das dann nicht die „heile Welt“ des Sozialismus?
11. Wenn der Vorschlag so gut wäre, wäre er doch längst verwirklicht.
12. Wer gibt Ihnen die Gewähr, dass dieses System tatsächlich funktionieren würde?
13. Und warum wissen unsere Experten und „Wirtschaftsweisen“ nichts davon?
14. Und Sie glauben tatsächlich, dass Sie es „besser“ wissen als all diese Experten?
15. Wenn Sie dieses „fließende Geld“ einführen, müssen Sie den Euro abschaffen?
16. Wie kann ich Geld für die Altersvorsorge anlegen?
17. Was ist der Unterschied zwischen Inflation und der Umlaufsicherung bei fließendem Geld?

1. Sie möchten den Zins verbieten?

Nein, das möchten wir nicht. Zwar haben alle großen Religionen ursprünglich den Zins verboten. Wir empfehlen jedoch einen Mechanismus für das gesetzliche Zahlungsmittel, der schon heute bei den meisten Regionalwährungen zum Tragen kommt. Damit ein möglichst gleichmäßiger Austausch von Waren und Dienstleistungen erfolgen kann, muss dem Horten von Geld entgegengewirkt werden. Im aktuellen System wird dies mit Zins und Inflation erreicht. Diese Mittel führen jedoch zu exponentiellem Wachstum von Guthaben und Schulden (Zinseszinseffekt), bis das System kollabiert. Wir empfehlen als konstruktive Umlaufsicherung eine Nutzungsgebühr (Umlaufimpuls) auf Zahlungsmittel. Der Zins wird dadurch gegen 0 bewegt (fließendes Geld). Da 9 von 10 Menschen immer mehr Schuldzinsen (beim Einkauf die Schuldzinsen der Industrie, in den Steuern stecken die Schuldzinsen des Staates) zahlen, als sie Guthabenzinsen bekommen, gewinnt diese große Bevölkerungsgruppe schon rein mathematisch. Doch letztendlich entsteht ein Nutzen für alle, da wir bei fließendem Geld zum Beispiel der Wirtschaft den Wachstumszwang nehmen und dadurch zu einer nachhaltigen, ressourcenschonenden Produktionsweise finden können. Fließendes Geld liefert damit einen wesentlichen Beitrag für den Schutz von Mensch und Natur.

2. Ist es nicht normal, dass wir für unser Gespartes auf dem Konto Zinsen bekommen?

Es geht nicht um „normal“ oder „nicht normal“, sondern um die Konsequenzen. Die Bundesbank weist aus, dass die jährlichen Zinserträge einem Drittel der verfügbaren Einkommen aller deutschen Haushalte entsprechen. Die Guthabenzinsen, die die einen bekommen, stammen aus den Schuldzinsen, die alle über Steuern, Konsum und eigene Darlehen bezahlen. So entsteht eine ständige gewaltige Vermögensumverteilung von „unten“ nach „oben“ – also von den Armen und der Mittelschicht zu den wenigen Reichen.

3. Ich bezahle an der Kasse immer nur den Preis mit der Mehrwertsteuer, aber keine Zinsen.

In unserem Staatshaushalt sind Zinszahlungen der zweithöchste Posten. Dass in den Preisen von allem, was wir kaufen, Zinsen meist sogar der höchste Posten sind (noch vor Material- oder Personalkosten) wissen die wenigsten. Bevor etwas im Supermarkt oder im Internet angeboten wird, durchläuft es eine mehr oder weniger lange Wertschöpfungskette von der Gewinnung und die Verarbeitung des Rohmaterials, alle möglichen Zwischenprodukte und –stufen, die Endfertigung und Montage, Transport und Lagerung im Groß- und Einzelhandel, Werbung etc. und jeder dieser Stufen setzt Investitionen voraus, die Kapital binden. Dieses Kapital muss verzinst werden. Die Zinsen werden in das jeweilige Zwischenprodukt hinein kalkuliert und summieren sich beim Endprodukt auf einen hohen Anteil, der z. B. bei Wohnungen durchschnittlich (egal ob Miete oder Kauf) ca. 75% ausmacht. Würde ein Unternehmen die Zinsen nicht in seine Preise hinein kalkulieren, wäre es schnell pleite und könnte uns gar nicht mehr beliefern.

4. Wenn Sie den Marktzins auf Null gesenkt haben, bräuchte ich also nur ¼ Miete zahlen?

Genau so ist es. Wenn Unternehmen sich deutlich günstiger finanzieren können, brauchen sie die hohen Zinsen nicht mehr in die Preise einzurechnen. Entweder werden sich dann die Preise entsprechend reduzieren, oder es entsteht ein gewaltiger Spielraum für Lohn- und Gehaltserhöhungen. In jedem Fall verfügen wir dann alle mit unserem Arbeitseinkommen über eine erheblich höhere Kaufkraft.

5. Wie soll denn das funktionieren?

Geld hat in der Wirtschaft eine ähnliche Funktion wie das Blut in unserem Körper und das Wasser in der Natur. Blut und Wasser müssen fließen, um Leben zu erhalten. Geld muss fließen, um die Wirtschaft am Leben zu halten. Das wird jetzt durch zweierlei erreicht: Erstens durch Inflation, die den bestraft, der sein Geld erst ausgibt, nachdem die Preise gestiegen sind. Und zweitens durch den Zins, der den bestraft, der es nicht investiert oder seiner Bank gibt, damit die damit Kredite geben kann. Wir ersetzen einfach die Inflation und den Zins durch eine Gebühr (konstruktive Umlaufsicherung), die derjenige zahlt, der das Geld z. B. am Monatsende nicht ausgegeben hat. Diese konstruktive Umlaufsicherung (Gebühr) ist eine Steuer, welche die Geschäftsbanken nach den Vorgaben der Zentralbank einziehen und an den Staat weitergeben müssen. Die Gebühr (konstruktive Umlaufsicherung) zahlt derjenige nicht, der sein Geld ausgibt oder langfristig anlegt. Bei dieser alternativen Variante sprechen wir von „Fließendem Geld“.

6. Dann behalte ich das Geld in bar, damit die Bank nicht rankommt.

Bargeld kann z. B. mit einem Strichcode versehen werden, der Auskunft darüber gibt, wie hoch der aktuelle Wert der Banknote ist. Der Geldschein wird beim Einkaufen, wie auch die Waren, über ein Lesegerät gezogen. Dieses zeigt den aktuellen Wert des Scheines an. Darüber hinaus hilft zur Orientierung eine auf dem Schein abgedruckte Tabelle. Das ist nur eine mögliche technische Lösung. Experten diskutieren auch noch ganz andere praktische Lösungen.

7. Also zahlen dann alle Gebühren anstatt hohe Zinsen über Steuern und Konsum?

Überlegen Sie bitte, was Sie dann nicht mehr bezahlen müssen: Mehr als 1/3 Zinsanteil in den Preisen. Selbst wenn das eine oder andere Mal kleine Gebühren bei Ihnen anfallen, weil Sie das Geld noch nicht wieder angelegt oder ausgegeben haben, ist das verschwindend wenig gegenüber dem, was Sie jetzt mit jedem einzelnen ausgegebenen Euro für das Finanzsystem aufbringen müssen.

8. Wie hoch soll denn diese Gebühr, diese konstruktive Umlaufsicherung, sein?

Nach unserem heutigen Kenntnisstand gehen wir davon aus, dass zwischen 0,5 und 0,8 Prozent pro Monat ausreichen werden, damit das Geld möglichst gleichmäßig „fließt“. Die Gebühr soll aber gestaffelt werden: Den vollen Satz zahlt nur der, der über das Geld jederzeit verfügen kann (Bargeld oder Guthaben auf dem Girokonto). Wer es auf einem Terminkonto für eine gewisse Zeit fest angelegt hat, zahlt nur eine ermäßigte Gebühr und wer es langfristig anlegt – z. B. für seine Altersversorgung – zahlt gar nichts. Die Banken und Versicherungen werden uns dann schon die entsprechenden Angebote vorlegen.

9. Und dann können wir gar nicht mehr unser Geld für uns arbeiten lassen?

Dass Geld „arbeitet“ hat doch noch kein Mensch gesehen. Immer wenn sich Guthaben leistungslos durch Zinsen „vermehren“, haben Menschen dafür gearbeitet. Da 9 von 10 Menschen mehr Schuldzinsen bezahlen, als sie Guthabenzinsen generieren können, haben 9 von 10 Menschen durch diesen Mechanismus schon aus rein mathematischer Betrachtung keinen Nutzen. Spätestens wenn das System an seine Grenzen stößt, haben auch die sogenannten Zinsgewinner wenig Freude.

10. Ist denn das dann nicht die „heile Welt“ des Sozialismus?

Das System „Fließendes Geldes“ – wie wir es nennen – schafft weder das Privateigentum noch den Markt ab, wie es der Sozialismus getan hat, sondern nimmt nur einen kleinen Eingriff bei unserer Geld- und Finanzordnung vor. Alles andere regelt der Markt.

11. Wenn der Vorschlag so gut wäre, wäre er doch längst verwirklicht.

In der Geschichte gibt es viele Beispiele von neuen Erkenntnissen, die zunächst nicht beachtet wurden und sich erst später durchgesetzt haben. Das System fließenden Geldes ist bereits vor hundert Jahren entwickelt worden, wird aber den Studenten der Volks- und Betriebswirtschaftslehre bis heute vorenthalten. Sie erfahren einfach nichts darüber, und wenn sie dann später einmal Experten sind, wissen sie nichts davon und können es auch nicht empfehlen.

12. Wer gibt Ihnen die Gewähr, dass dieses System tatsächlich funktionieren würde?

Ein sehr ähnliches System hat es in ganz Mitteleuropa schon einmal gegeben – von ungefähr 1150 bis 1450. Das waren dreihundert Jahre, in denen Frieden geherrscht hat, weshalb wir im Geschichtsunterricht in der Schule kaum etwas davon erfahren haben. In dieser Zeit sind die meisten unserer wunderschönen mittelalterlichen Städte mit ihren prachtvollen Fachwerkhäusern gegründet worden, in dieser Zeit sind fast alle großen Dome und Kathedralen gebaut worden, in dieser Zeit haben sich ärmliche Fischerdörfer an Nord- und Ostsee zu wohlhabenden Hansestädten entwickelt. Diese Reichtümer sind geschaffen worden, obwohl die Leute damals nur etwa dreißig Stunden in der Woche gearbeitet haben. Außer dem Sonntag war der „blaue Montag“ arbeitsfrei und es gab über hundert kirchliche Feiertage im Jahr.

13. Und warum wissen unsere Experten und „Wirtschaftsweisen“ nichts davon?

Der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau hat einmal gesagt, dass der Krieg eine zu ernste Sache ist, um ihn den Militärs zu überlassen. Wir können heute sagen, dass die Wirtschaft (von der wir schließlich alle abhängen) eine zu ernste Sache ist, um sie den Ökonomen zu überlassen. Die großen Durchbrüche in der Wissenschaftsgeschichte sind oft nicht von Fachleuten ausgegangen, sondern auch immer wieder von Außenseitern, die die Dinge ohne die Scheuklappen betrachtet haben, die Fachleute aufhaben können, wenn sie ihre eigene Disziplin betrachten.

14. Und Sie glauben tatsächlich, dass Sie es „besser“ wissen als all diese Experten?

Wir wissen überhaupt nichts besser, wir sind nur sicher, dass es so wie es jetzt läuft nicht mehr lange weitergehen kann. Unser Finanzsystem ist darauf aufgebaut, dass unsere Wirtschaft ständig wachsen muss, und wenn sie es einmal nicht tut, bricht sie zusammen. Ein unendliches Wachstum ist einfach nicht möglich. Jedes Kind kann das erkennen. Immer mehr Wachstum würde bedeuten, dass in den tiefsten Meeresgründen nach Öl gebohrt wird, dass der Schadstoffausstoß uns die Luft zum Atmen nimmt und dass der Planet mit Atomkraftwerken übersät wird. Wir würden die Grundlagen für Leben auf der Erde zerstören, um das Finanzsystem zu retten, wie es nun einmal ist. Wenn die Experten unter diesen Bedingungen keine Alternative erkennen, müssen es andere tun.

15. Wenn Sie dieses „fließende Geld“ einführen, müssen Sie den Euro abschaffen?

Mit dem Euro oder jeder anderen Währung hat das eigentlich gar nichts zu tun. Jede Währung, die keine konstruktive Umlaufsicherung hat, muss früher oder später kollabieren, weil sie eine kleine Zahl von Reichen und eine große Zahl von immer Ärmeren schafft. Keine Gesellschaft erträgt das sehr lange. Erste Feldversuche sind parallel zum Euro möglich. Auf diese Weise werden wertvolle praktische Erkenntnisse gewonnen.

16. Wie kann ich Geld für die Altersvorsorge anlegen?

Das fließende Geld kann genauso zur Bank gebracht werden, wie im heutigen System. Bei langfristigen Geldanlagen ist bei fließendem Geld keine Umlaufsicherung fällig. Da bei fließendem Geld auf Inflation als Steuerungsinstrument verzichtet werden kann, bleibt das angelegte Geld wertstabil. Alternativ kann man langfristig fließendes Geld auch in verschiedene Unternehmungen (z. Bsp. nachhaltige Energiegewinnung) investieren. Auch bei fließendem Geld werden die verschiedenen seriösen Anbieter am Markt interessante Angebote liefern. Jeder Anleger wählt sich nach seinen jeweiligen Interessen, Neigungen und Risikobereitschaft die passenden Varianten aus.

17. Was ist der Unterschied zwischen Inflation und der Umlaufsicherung bei fließendem Geld?

Inflation entsteht, wenn bei unverändertem Waren- und Dienstleistungsangebot die im „Einsatz“ befindliche Geldmenge steigt oder sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (z. Bsp.: wegen Vertrauensverlust in die Werthaltigkeit des Geldes) erhöht. Die Marktteilnehmer, die mehr Geld einnehmen, als sie ausgeben, verlangen zum Grundzins (oder Liquiditätsprämie, siehe Helmut Creutz „Geldsyndrom“, Seite 106, Grafik, Nr. 012) einen Inflationsausgleich (*), um das Geld nicht zu horten, sondern zur Bank zu geben. Die Darlehensnehmer müssen nun über den Kreditzins diesen Inflationsausgleich bezahlen. Damit erhöht sich bei Inflation der Schuldzinsanteil, der in allen Waren und Diensteilungen enthalten ist. Ca. 90 % der Bevölkerung muss nun direkt (private Verschuldung) oder indirekt (über Konsum und Steuern) diesen Inflationsausgleich bezahlen, wogegen die Zinsgewinner (ca. 10 % der Bevölkerung) den Nachteil der Inflation über Zinseinnahme (keine Neiddiskussion!) kompensieren können. Guthaben und Schulden wachsen exponentiell, bis das System mit allen hässlichen Konsequenzen zusammenbricht. Die Umlaufsicherung ist in ihrer Größe im Vergleich zu den Zinskosten im aktuellen System marginal. Gegen Inflation ist man machtlos, steigt das notwendige Arbeitseinkommen nicht schnell genug mit, reicht es nicht mehr aus, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Hunger und Leid sind die Folge. Der Umlaufsicherung kann man leicht entgehen, indem man sein Geld ausgibt oder längerfristig anlegt, so dass es ein Anderer nutzen kann. Alle großen Inflationen führten ins Chaos. Eine Umlaufsicherung dagegen ist eine optimale Motivation an die Nutzer, so dass das Geld fließt, also weitergeben wird und somit gleichmäßig der Austausch von Waren und Dienstleistungen erfolgen kann. (*) Bitte als Grundlage nicht die aktuelle Situation in der BRD betrachten, wo der Guthabenzins unterhalb der Inflationsrate liegt. Dies ist untypisch und krisenbedingt. Misstrauen in manche Finanzinstrumente, Eingriffe der EZB (Staatsanleihen-Ankauf) und Manipulation (Berechnung der Inflationsrate) sind die Ursache für dieses Phänomen.